
EB+4.0: Eine rundum sichere Lösung für den Aftermarket
Das Elektronische Bremssystem (EB+4.0) von Haldex der vierten Generation überzeugt nun auch auf dem Aftermarket in puncto Sicherheit, Schutz und unkomplizierter Montage. In den letzten Jahren hat es sich bei den Erstausrüstern von Anhängern und Lkw bereits als erstklassige Lösung etabliert.
Beim EB+4.0 handelt es sich um die neueste Generation des Elektronischen Bremssystems (EBS) – eine seit ihrer Einführung vor fast 25 Jahren immer weiter ausgefeilte und verbesserte Technologie. Das EBS ist das zentrale Element aller modernen Anhänger-Bremssysteme und übertrifft die alten pneumatischen Systeme in vielerlei Hinsicht. Beim EBS wird der in den Bremszylindern erzeugte Druck, der auf die Bremsbeläge übertragen wird, durch ein Signal über ein Kabel und ein elektrisches Bremspedal gesteuert.
In jeder neuen EBS-Generation wurden neue Funktionen eingeführt. Das 2022 erstmals vorgestellte EB+4.0 profitiert von einem revolutionären modularen Design, das die Funktionen von sechs verschiedenen Systemen in einem zentralen Verteiler für drei Anwendungen vereint – EBS, ABS (Antiblockiersystem) und ABS plus Überrollschutz.
Die Vorzüge von EB+4.0 erobern nun den Aftermarket und sind richtungsweisend für die kommenden Jahre, sagt Alexander Kraus, Produktmanager für Elektronische Bremssysteme bei Haldex: „EB+4.0 ist unsere Anhänger-Bremsplattform für die kommenden 10 bis 15 Jahre. Es handelt sich um eine modulare Plattform, bei der die Rohrleitungen, die Verkabelung und alle Schnittstellen über verschiedene Anwendungen hinweg unverändert bleiben.“
„Die Standardisierung macht die Installation und Wartung für unsere Kunden im Aftermarket-Bereich deutlicheinfacher.“
Die EB+4.0-Plattform besteht aus drei Hauptmodulen: der elektronischen Steuereinheit (ECU), den Magnetventilen und den Druckmodulatoren, die mit dem Verteilungsblock verbunden sind. Es können zusätzliche modulare Komponenten mit erweiterten Funktionen hinzugefügt werden: z. B. ein Überströmventil, ein pneumatisches Zusatzmodul, ein Mobiliser und ein Modul zur Steuerung der Federspeicherbremse.
Leichter und gleichzeitig robuster
Hinsichtlich der Hardware sind die neu gestalteten EB+4.0-Magnetventile kleiner und robuster und dank des für den Einsatz in der Technik verwendeten Polymers auch leichter als frühere EBS.
Mit dem Ziel, noch umfassender auf die kundenspezifischen Anforderungen einzugehen, wurde EB+4.0 durch Gewichtsreduzierung und eine Minimierung der benötigten Bauteile auch als die leichteste verfügbare Anhängerbremse konzipiert. Dies reduziert die Umweltbelastung und verbessert die Nachhaltigkeit. Es sind vier verschiedene Versionen erhältlich: ein EBS mit zwei Modulatoren und zwei Radsensoren ohne Notbremsüberbrückung; ein EBS mit Notbremsüberbrückung; ein Premium-EBS mit zwei zusätzlichen elektrischen Schnittstellen, das auf acht Sensoren und vier Druckmodulatoren erweitert werden und so größere Systeme abdecken kann.
„Wir haben EB+4.0 als vielseitiges und flexibles System entwickelt“, erklärt Kraus. „Das Anhänger-Bremssystem lässt sich bequem erweitern, da die intelligenten Slave-Module mit dem Master-Modul kommunizieren.“ Standardmäßig wird EB+4.0 in einer 2S/2M-Konfiguration für dreiachsige Sattelauflieger geliefert. Das System kann auf eine Konfiguration von bis zu 8S/4M erweitert werden, die aus einem Master, zwei Slaves und bis zu acht Radsensoren besteht. Solche Konfigurationen wären für einen 10-achsigen Tieflader geeignet. Für Lastzüge ist auch ein zusätzlicher EB+ CAN-Hub-Block erhältlich, der zwei EB+4.0-Systeme miteinander verbinden kann.
Entwickelt für den Aftermarket
Die Entwicklung von EB+4.0 hat etwa acht Jahre gedauert. In diesem Zeitraum hat sich Haldex intensiv mit Kunden aus dem Aftermarket-Bereich ausgetauscht, um sicherzustellen, dass das Produkt auch tatsächlich ihren Anforderungen entspricht.
„In einem der vielen Gespräche ging es um die pneumatischen Anschlüsse am Hauptverteiler. Bei Beschädigung eines gepressten Anschlusses musste die gesamte Einheit ausgetauscht werden. Beim EB+4.0 kann er abgeschraubt und durch einen neuen ersetzt werden“, erklärt Kraus. „Die Erstausrüster von Anhängern und Lkw wären für einen gepressten Anschluss aus Verbundwerkstoff, aber für die Kunden im Aftermarket-Bereich war dies ein ernsthaftes Anliegen. Es sind diese Art von Verbesserungen der Wartungsfreundlichkeit, auf die wir uns neben Aspekten wie Kosten und Sicherheit besonders konzentriert haben.“
Auch die für ihre benutzerfreundliche Gestaltung bekannte Haldex-Diagnosesoftware vereinfacht die Wartung. Techniker können Probleme schnell erkennen und beheben, wodurch eine maximale Fahrzeugverfügbarkeit gewährleistet wird.
Integrierte und innovative Sicherheitsfunktionen
Kraus zufolge hat auch die Sicherheit im Aftermarket-Bereich höchste Priorität. EB+4.0 verfügt über einzigartige Innovationen in diesem Bereich, die direkt in das System integriert sind. EB+4.0 ermöglicht die elektronische Steuerung der Feststellbremse, verbessert das Safe-Parking-System und führt die Notbremsüberbrückung ein, um die Sicherheit maßgeblich zu verbessern.
Mit einer neuen optionalen Ventilreihe erweitert EB+4.0 die elektronische Steuerung auf die Seite der Feststellbremse (Federspeicherbremse) des Doppelmembran-Bremszylinders. Dies verbessert die Kontrolle des Luftstroms der Feststellbremse und verbessert die Sicherheit und Schutzoptionen für die Bediener. Da z. B. die EBS-ECU die Feststellbremse steuern kann, können durch andere lokale oder ferngesteuerte Systeme zusätzliche Sicherheitsprüfungen durchgeführt werden, um Diebstahl oder Missbrauch des Anhängers zu verhindern.
Genauer gesagt verhindert die neue Funktion Safe Parking+ mithilfe eines intelligenten Monitoring-Systems für Bremsbetätigungen unerwünschte Fahrzeugbewegungen. „Das System gibt die Feststellbremse nur dann frei, wenn es davon ausgeht, dass sich das Gespann aus Lkw und Anhänger in einer sicheren Position befindet“, erklärt Kraus. „Der Fahrer muss sich vor dem Losfahren in der Fahrerkabine befinden und das Bremspedal betätigen. Ohne diesen Schritt kann das Fahrzeug nicht losfahren. Diese Funktion ist besonders wichtig, um eine unbeabsichtigte Bewegung zu verhindern.“
Das bisherige Safe Parking-System würde die Bremse des Sattelaufliegers nur lösen, wenn der Fahrer einen seitlich am Fahrzeug angebrachten Hebel betätigt. Safe Parking+ verhindert ein Wegrollen auch dann, wenn sich das Gespann an einer Steigung befindet und der Fahrer die Feststellbremse des Zugfahrzeugs nicht angezogen hat oder falls das Gespann an einer abschüssigen Stelle ist und der Fahrer die Bremsluftleitungen in der falschen Reihenfolge angeschlossen hat.
Zu guter Letzt wurde die Notbremsüberbrückung aus der ersten Generation des Haldex EB+ als dritte neue Funktion wieder eingeführt. Die Überbrückung verhindert eine notfallmäßige Betätigung der Feststellbremse, wenn das Fahrzeug in Bewegung ist.
Die ECE-R13-Sicherheitsvorschriften besagen, dass bei einer Unterbrechung der Energieversorgung zwischen Zugmaschine und Anhänger eine Notbremsung über die Feststellbremse oder die Betriebsbremsen des Anhängers erfolgen kann, wie es bei früheren Versionen der Fall war. Der Einsatz der Betriebsbremsen ermöglicht eine kontrollierte Bremsung mit ABS-Schutz (Antiblockiersystem) und erleichtert die Verwendung der Notbremsüberbrückung.
Stellt die Notbremsüberbrückung einen Ausfall oder eine Unterbrechung der Energieversorgung fest, während der Luftdruck im System für die Betätigung der Betriebsbremsen ausreicht und die elektrische Verbindung zwischen Zugmaschine und Anhänger intakt ist, wird in der Kabine eine rote Warnleuchte aktiviert und die sofortige Betätigung der Bremsen aufgehoben. Der Fahrer kann so den vorhandenen Luftdruck nutzen, um die Betriebsbremsen wie gewohnt zu betätigen und kontrolliert anzuhalten. Sobald der Lkw einen bestimmten unteren Schwellenwert für den Bremsdruck erreicht, löst das Notbremssystem gemäß den Vorschriften die Federspeicherbremse aus.
Diese Funktion verbessert die Kontrolle bei Notbremsungen und verhindert ein Blockieren der Räder des Anhängers. Dadurch wird eine Beschädigung der Anhängerreifen vermieden und das Risiko für nachfolgende Fahrzeuge verringert.
Die sicherheitsrelevanten Funktionen sowie die Leistung von EBS+4.0 wurden durch umfangreiche Tests unter verschiedenen Bedingungen nachgewiesen. Die Leistung wurde in der MIRA-Testanlage im Vereinigten Königreich nachgewiesen, während die Tests bezüglich ABS und Stabilität auf den zugefrorenen Seen von Arjeplog in Nordschweden durchgeführt wurden. Die umfangreichen Tests garantieren einen zuverlässigen Betrieb für alle Arten von Anhängern.
Eine zukunftsfähige Technologie
Vorausschauend betrachtet bietet EB+4.0 mit seiner modularen Anpassungsfähigkeit und seiner Software eine zukunftssichere Lösung, die Verbesserungen ermöglicht und mit der das System an neue Vorschriften angepasst werden kann.
Die standardmäßige EBS-Software kann durch zusätzliche Anwendungen zur Steuerung von Nebensystemen und zum Anschluss anderer Geräte aufgerüstet werden. Zu den Upgrades gehören das Soft Docking für die automatische Unterstützung beim Rückwärtsfahren mit Anhängern, TPMS 2.0 (Reifendruckkontrollsystem) für die Reifendruckkontrolle in Echtzeit und das „Info Centre“, das wichtige Fahrzeuginformationen anzeigt. Der CAN-Hub erleichtert den Datenaustausch zwischen EBS-Systemen, TEM+ steuert die Not- und Feststellbremse, COLAS+ ermöglicht die manuelle Höhenverstellung des Anhängers und ILAS-EP die automatische Steuerung der Liftachse im Luftfederungssystem.
Die bevorstehende Einführung der EU-Cybersicherheitsstandards UN R156 und R155 für Lkw und Anhänger, die die zunehmend digitalisierten Systeme von Lkw und Anhängern vor Hackern schützen sollen, ist ein Beispiel für die Anpassungsfähigkeit des Systems an zukünftige Vorschriften, erklärt Kraus.
Gemäß UN R156 müssen alle Software-Updates aufgezeichnet werden, die sich auf die Typgenehmigung auswirken. Dazu gehören beispielsweise ECU-Software-Updates und Bremsdruckeinstellungen. Das Haldex-Portal für das Softwareaktualisierungsmanagementsystem liefert alle erforderlichen Kontrollen und Nachweise in Bezug auf Software-Updates, die auf das EBS des Anhängers angewendet werden, um der UN-Verordnung R156 zu entsprechen.
„Unser Softwareaktualisierungsmanagementsystem wird verschlüsselt, um Updates sicher und ohne Anfälligkeit gegenüber Cyber-Bedrohungen durchführen zu können“, erklärt Kraus. „Diese vorbereitende Maßnahmen im Hinblick auf zukünftige Anforderungen verdeutlichen unser Engagement für einen langfristigen Kundennutzen.“
EB+4.0 wurde bei seiner Einführung für Erstausrüster von Anhängern im Jahr 2022 als bedeutender Meilenstein im Bereich der Bremsentechnologie für Nutzfahrzeuge gewürdigt. Jetzt kann auch der Aftermarket von diesen Vorteilen profitieren – mit der Gewissheit, dass das Bremssystem mit seiner Haldex-Qualität und seinem hochwertigen Support-Netzwerk im Bereich Technologie und Sicherheit auch in den kommenden 10 bis 15 Jahren eine Vorreiterrolle spielen wird.
„Mit EB+4.0 haben wir ein kosteneffizientes und vielseitiges Anhänger-Bremssystem entwickelt, auf das sich unsere Aftermarket-Kunden in puncto Sicherheit und Support verlassen können. Ich bin von dieser Lösung überzeugt und sicher, dass sie sich noch viele Jahre lang bewähren wird“, sagt Kraus.



