
Eine Einführung in das Haldex Software Update Management System
Haldex führt in Kürze sein Software Update Management System ein – hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen.
In den kommenden Monaten bringt Haldex sein SUMS (Software Update Management System) auf den Markt. Das SUMS ermöglicht Erstausrüstern von Anhängern und Lkw sowie dem Aftermarket eine reibungslose und unkomplizierte Durchführung von Software-Updates für Haldex-Systeme.
Die SUMS-Plattform wird in erster Linie eingeführt, um die UN-Regelungen R155 und R156 für Lkw und Anhänger zu erfüllen. Diese Rechtsvorschriften – und folglich auch das SUMS – zielen darauf ab, die Funktionalität der zunehmend digital gesteuerten Systeme von Lkw und Anhängern vor unbeabsichtigten Folgen von Aktualisierungen sowie vor Cyber-Angreifern zu schützen.
Die SUMS-Plattform erfüllt diese gesetzlichen Anforderungen und bietet darüber hinaus noch mehr. Sie vereinfacht Aktualisierungen durch die Einführung eines einheitlichen Portals zur Verwaltung von Komponenten und Updates.
Wozu brauchen wir die SUMS-Plattform?
Die UN-Regelung R156 erfordert die Dokumentation aller Software-Updates, die sich auf die Typgenehmigungen für Straßenfahrzeuge auswirken. Dazu gehören z. B. ECU-Software-Updates und Bremsdruck-Einstellungen für Anhänger und Lkw. Diese Regelung gilt für alle neuen Fahrzeugtypen einschließlich Anhänger, die seit Juli 2024 hergestellt und in der EU in den Verkehr gebracht werden.
Das SUMS-Portal von Haldex ermöglicht alle erforderlichen Kontrollen und Dokumentationen von Software-Updates, die an Anhängern durchgeführt werden, und erfüllt so alle Anforderungen der UN-Regelung R156. „Es gibt keine Ausnahmen. Zukünftig muss jeder die R156-Regelung erfüllen“, erklärt Alexander Kraus, Produktmanager für elektronische Bremssysteme bei Haldex. „Die meisten – wenn nicht sogar alle – Erstausrüster werden Mitte 2026 neue Typgenehmigungen hinzufügen. Dementsprechend wird jeder in größerem Umfang mit dem Thema konfrontiert werden.“
Das SUMS verhindert, dass ein Software-Update dazu führt, dass ein Anhänger oder Fahrzeug seine Typgenehmigung verliert.
Die SUMS-Plattform wurde unter Berücksichtigung der Norm ISO 24089 entwickelt und stellt sicher, dass die mit dem SUMS durchgeführten Updates die organisatorischen und prozessbezogenen Anforderungen der UN-Regelung R156 im Hinblick auf den gesamten Softwareaktualisierungsprozess erfüllen.
Außerdem garantiert die Plattform, dass bei jedem Update die Mindestanforderungen in Bezug auf die Dokumentation erfüllt werden. Die Dokumentation muss den Zweck des Updates, die eventuell betroffenen Systeme oder Funktionen, die Auswirkungen des Updates auf die Parameter der Typgenehmigung, die Art und Weise der Durchführung des Updates sowie die Informationen hinsichtlich des Überprüfungs- und Validierungsprozesses enthalten.
Der Update-Prozess
Die jüngsten Software-Updates werden an die Erstausrüster gesendet, die diese genehmigen und sicherstellen, dass sie keine anderen Systeme beeinträchtigen. Anschließend werden sie vom Endnutzer ausgeführt.
„Dies dient der Sicherheit und stellt sicher, dass das Update keine anderen Funktionen beeinträchtigt“, erklärt Kraus. „In einem Fahrzeug gibt es mehrere ECUs und Systeme von vielen verschiedenen Zulieferern, die miteinander kommunizieren müssen. Die Gesetzgebung besagt, dass die ECUs unabhängig von der Aktualisierung weiterhin miteinander kommunizieren müssen und keine Funktion beeinträchtigt werden darf.“
Die Anforderungen an die Dokumentation sind umfangreich. Es muss angegeben werden, welche Systeme betroffen sein könnten und es müssen detaillierte Angaben über das Prüfverfahren gemacht werden.
„Unser allgemeiner Ansatz im Hinblick auf die Entwicklung und Einführung des Systems basierte darauf, die Schwierigkeiten zu minimieren und die Probleme für Erstausrüster bei der Installation und Einrichtung zu beseitigen. Wir wollen den Kunden die Durchführung und Verwaltung von Updates leicht machen“, sagt Kraus.
Die Anforderung für Anhänger, die eine Typgenehmigung benötigen, trat im Juli 2024 in Kraft. Allerdings war im vergangenen Jahr keine konforme Plattform verfügbar –die Möglichkeit, Aktualisierungen vorzunehmen, wurde seit Juli letzten Jahres gesperrt, um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten.
„In einem ersten Schritt mussten die Systeme blockiert werden, damit sie nicht aktualisiert werden konnten“, erklärt Kraus. „Seit Juli letzten Jahres bis zur Einführung des SUMS-Portals sind keine für die Typgenehmigung relevanten Software-Updates mehr möglich. Mit der Einführung der SUMS-Plattform wird sich dies nun ändern, und zwar unter Berücksichtigung aller vom Gesetzgeber gestellten Anforderungen.“
SUMS und DIAG++
Das SUMS-Portal enthält die FIN-Nummer des Anhängers, die EBS-Seriennummer und Informationen über die Softwareversion, die Geräte sowie den Verlauf der Updates. Dieses umfangreiche Tracking-System ermöglicht eine vollständige Nachverfolgung aller während des gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs vorgenommenen Updates.
Eine Hälfte vom SUMS ist ein Webportal. Die andere Hälfte ist DIAG++, mit dem die Nutzer vielleicht schon vertraut sind. DIAG++ ist eine Anwendung auf einem PC und die Schnittstelle zwischen dem SUMS und dem Anhänger, um Updates durchzuführen und zu verwalten.
DIAG++ erleichtert automatische Software-Updates über das SUMS-Portal – zum Beispiel die Suche nach verfügbaren Updates für verschiedene EBS-Ventile, wenn das Ventil mit dem System verbunden ist. Über einen Offline-Modus können Konfigurationen lokal gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt in das SUMS hochgeladen werden. Sowohl Konfigurations- als auch Software-Updates können exportiert werden, sodass sie mithilfe eines anderen Geräts mit Internetverbindung in das SUMS hochgeladen werden können.
DIAG++ selbst muss mindestens auf die Version 3.0 aktualisiert werden, um mit dem SUMS kommunizieren zu können.
Cybersicherheit
Eine weitere kürzlich eingeführte Rechtsvorschrift, die ebenfalls von allen Fahrzeugherstellern erfüllt werden muss, ist die R155-Regelung, die sich mit dem Thema Cybersicherheit befasst.
Gemäß R155 müssen Hersteller bei der Beantragung von Typgenehmigungen für Straßenfahrzeuge die Erfüllung diverser Anforderungen in Bezug auf die Cybersicherheit nachweisen.
Die Grundlage für die Erfüllung der Vorgaben zur Cybersicherheit der R155-Regelung ist die Norm ISO/SAE 21434. Sie präzisiert die Vorgaben für die Einführung von Informationssicherheitssystemen und stellt entsprechende Richtlinien für Zulieferer und Fahrzeughersteller bereit, damit diese den Aufbau ihrer Cybersicherheit und das Management überprüfen können.
Das SUMS-Portal von Haldex zielt auf die Erfüllung von ISO/SAE 21434 ab und weist externen Nutzern drei Stufen zu, um die Sicherheit zu verwalten: Nutzer im Bereich Produktion, Erstausrüster-Ingenieure und Aftermarket-Nutzer.
Produktions- und Aftermarket-Nutzer können Konfigurationen nicht eigenverantwortlich ändern – alle Änderungen müssen von qualifiziertem technischem Personal genehmigt werden, um Sicherheit und Konformität zu gewährleisten.
Kraus erklärt: „Jeder, der sich im SUMS-Portal registriert, bekommt eine bestimmte Rolle zugewiesen. Nutzer im Bereich Erstausrüster-Produktion und Erstausrüster-Engineering können alle Systeme, Geräte und Berichte sehen, die mit diesem Konto verbunden sind. Aftermarket-Nutzer können die Daten für das Gerät sehen, an dem sie gerade arbeiten. Es wird alles nachverfolgt und dokumentiert, wer was an welchem Gerät macht.“
Premium-Funktionen, Schulung und Einführung
Die sich aktuell in Entwicklung befindenden Premium-Funktionen umfassen die Möglichkeit, umfangreiche Servicedokumentationen zu speichern und darauf zuzugreifen, einen digitale Flotten-Assistent für die vorausschauende Wartung und die Fähigkeit, Geräte von Drittanbietern zu verwalten. Haldex wird diese Funktionen zu einem späteren Zeitpunkt als Zusatzleistungen einführen. „In der Zukunft wird es Premium-Funktionen geben“, sagt Kraus.
Das SUMS befindet sich derzeit mit ausgewählten Kunden in einer Beta-Testphase und wird im dritten Quartal 2025 eingeführt.
„Wir schulen unsere hauseigenen Vertriebsingenieure, die daraufhin ihre Key Account Manager und Kunden schulen“, erklärt Kraus. „Mit der „Train the Trainer“-Ausbildung verfolgen wir einen zweistufigen Lernansatz.“
Für die meisten Nutzer wird der Übergang nahtlos sein. „Für die meisten Personen ändert sich bei der Erstkonfiguration nichts“, sagt Kraus.
„Wir sind dazu verpflichtet, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Doch ein Vorteil wird sein, dass wir zukünftig besser verstehen werden, was tatsächlich mit den Geräten im praktischen Einsatz passiert. Der Zugriff und die Analyse der Daten ermöglichen uns das System zu optimieren und unsere Produkte künftig noch weiter zu bessern.
Kraus sieht jedoch einige branchenweite Herausforderungen: „Der Nachteil ist, dass jeder ECU-Hersteller seine eigene, nicht allgemein standardisierte SUMS-Plattform haben wird. Der Umgang mit mehreren verschiedenen Diagnoseplattformen und -portalen wird ein lästiges Problem darstellen. In Zukunft müssen Standard-APIs entwickelt werden, die bei der Lösung dieses Problems helfen können.
Trotz dieser Herausforderungen liegen die Vorteile klar auf der Hand. „Die Updates kontrollieren zu können ist eine gute Sache“, fasst Kraus zusammen. „Die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen ist das absolute Minimum. Letztendlich werden die Zusatzfunktionen und Benutzerfreundlichkeit den Unterschied zwischen den Plattformen ausmachen.“
Die SUMS-Plattform ist ein bedeutender Fortschritt in Bezug auf die Sicherheitsgewährleistung und Zuverlässigkeit immer komplexerer Nutzfahrzeugsysteme und bietet Herstellern gleichzeitig einen beispiellosen Einblick in die tatsächliche Leistung ihrer Produkte.



